Weil die DDR-Bürger sehr viel Bier tranken, ordnete die SED-Führung an: Ostdeutschland braucht ein alkoholfreies Bier. 1973 präsentierten Ostberliner Brauer das AUBI, das AUtofahrer-BIer. Das AUBI gibt es noch heute…

Alkoholfreies Bier: Die Geschichte

Erste Versuche in Flensburg

Es gab bereits um 1895 Versuche, ein Bier zu brauen, dessen Gärung man vor Bildung des Alkohols einfach stoppt. Es konnte nicht überzeugen. Auch „Malzgold“, „Reformbier“ und „Perplex“ aus Flensburg, die zehn Jahre später ausgeschenkt wurden, überlebten nicht lange.

Mit dem Alkoholverbot 1920 entwickelte man auch in den Vereinigten Staaten verschiedene alkoholfreie Biere, die aber mit dem Ende der Prohibition Anfang der 30er Jahre wieder verschwanden.

Alkoholfreies Bier: Schweizer Erfolge

Bereits seit den 1930er Jahren verkaufte Feldschlösschen aus Rheinfelden im Kanton Aargau das alkoholfreie „Ex Bier” – als Reaktion auf die in diesen Jahren bei den Eidgenossen aufkommenden „Anti-Alkohol”-Bewegungen.

1965 brachte der Schweizer Brauer Hans Hürlimann ein alkoholfreies Bier namens „Oro“ auf den Markt. Dieses hatte er zusammen mit seinem berühmten Hefe-Experten Steiner in dreijähriger Forschungsarbeit entwickelt. Eine spezielle Hefe ließ kaum Alkohol entstehen, so dass der Alkoholgehalt unter 0,5% lag.

Schon zwei Jahre später war Hürlimann auf dem gesamten Schweizer Markt präsent. 1968 folgte Deutschland, 1969 Österreich, 1970 Frankreich, 1971 England und schließlich 1972 die USA. Allerdings kam der Name des Biers bei den Kunden nicht so gut an, weswegen ihn Hürlimann 1972 in „Birell“ änderte.

In Schweizer Brauereien wurde das erst Mal erfolgreich alkoholfreies Bier gebraut. Foto: Canva

Die DDR entwickelte das erste deutsche alkoholfreie Bier: Das AUBI

Der Auftrag

Seit 1956 galt in der DDR wie in den meisten Ostblockländern einen O,0 Promille-Grenze für Autofahrer. Da die DDR-Bürger gerne und viel Bier tranken – zwischen 1960 und 1981 stieg der Bierkonsum um 52 Prozent auf 144 Liter pro Kopf – dachte die Führung in Ostberlin an die Entwicklung eines alkoholfreien Gerstensaftes.

Der Braumeister

Die Wahl fiel auf Braumeister Ulrich Wappler von der Berliner Engelhardt-Brauerei auf der Halbinsel Stralau. Um ihn herum wurde ein vierköpfiges Kollektiv gebildet, das die Aufgabe hatte, das erste deutsche alkoholfreie Bier mit maximal 0,5% Alkohol zu entwickeln.

Ulrich Wapplers Leidenschaft für das Bier hatte sich früh gezeigt: Gleich nach der Schule war für den 14-jährigen Wernesgrüner klar: „Ich will lernen, wie man Bier braut.” In seiner erzgebirgischen Heimatstadt absolvierte er in der Grenzquell-Brauerei (ging 1975 im VEB Wernesgrüner Brauerei auf) eine Lehre zum Brauer und Mälzer. 1954 zog es Ulrich Wappler nach Berlin zu Bürgerbräu. Im Herbst desselben Jahres wechselte er zur Engelhardt-Brauerei in Stralau, wo er später die Versuchsbrauerei leitete.

Wernesgrün ist ein beschaulicher 1100-Einwohner-Ort im Erzgebirge in Sachsen.
Wernesgrün: Ein beschaulicher 1100-Einwohner-Ort im Erzgebirge in Sachsen. Foto: Patrick Ziob

Sein spannendes Leben hat „Neues Deutschland” 2010 protraitiert, das Sie HIER nachlesen können. Über die Entwicklung des AUBI erzählte Ulrich Wappler später:

„Schließlich erhielten wir den Auftrag. Das war im Jahr 1972. Zu der Zeit gab es im Ostblock kein alkoholfreies Bier mit einem Alkoholgehalt von 0,5 Volumenprozent oder weniger. Und der Erfahrungsaustausch mit der westlichen Welt war uns verboten. Auch Westliteratur wie die Brauwelt stand uns nicht zur Verfügung. Also haben wir uns unsere eigenen Gedanken gemacht. Circa ein halbes Jahr habe ich mich mit internationalen Patenten aus der Bierbranche beschäftigt. Ein Bekannter eines Kollegen hat derweil schon ein Etikett mit dem Namen „AUBI – Autofahrerbier“ entworfen. Alle waren begeistert.”

Die spannende Entstehungsgeschichte des AUBI hat Braumeister Ulrich Wappler in einem Beitrag für das Online-Magazin Bier-und-Brauhaus.de festgehalten.

Wir wollten den Geschmack unbedingt verbessern. Und so habe ich mich mit Professor Donhauser von der Universität München getroffen, obwohl das streng verboten war.

DDR-Brauer Ulrich Wappler, der das erste deutsche alkoholfreie Bier erfand

Die Hilfe aus dem Westen

Nach vielen Versuchen hatte das ostdeutsche Brau-Team 1972 den ersten erfolgreichen Sud angesetzt und das Patent angemeldet. Das Bier hatte 7% Stammwürze und enthielt weniger als ein halbes Prozent Alkohol.

Aber, so erzählt Wappler weiter, das AUBI schmeckte zunächst furchtbar. „Leider wurde die Auslieferung beantragt, als wir mit unseren Versuchen noch gar nicht fertig waren. Trotzdem wollten wir den Geschmack unbedingt verbessern. Und so habe ich mich mit Professor Donhauser von der Universität München getroffen, obwohl das streng verboten war. Ich habe ihm unser Problem geschildert und er hat mir freundlicherweise sehr geholfen, vor allem bei der Geschmacksverbesserung.”

AUBI AUtofaherBIer aus der DDR, das erste deutsche alkoholfreie Bier
AUBI AUtofaherBIer aus der DDR, das erste deutsche alkoholfreie Bier. Repro: Hegewald

Das Bier erhielt den Namen AUBI: AUtofahrerBIer und wurde auf der Leipziger Messe 1973 das erste Mal einem großen Publikum vorgestellt. Das AUBI interessierte auch das „kapitalistische” Ausland. Ab 1986 lieferte die Stralauer Engelhardt-Brauerei „Foxy Light“ nach Michigan und „Berolina“ nach England.

Das AUBI nach der Wende

In den 1980er Jahren wurde Aubi auch im thüringischen Neustadt/Orla, in einem Betriebsteil des VEB Rosenbrauerei Pößneck, gebraut. Nach der Wende wurde die Produktion in beiden Brauereien 1990 eingestellt. Seit 1998 ist AUBI eine geschützte Marke der thüringischen Dingslebener Privatbrauerei Metzler. Es wird dort als alkoholarmes Bier mit einem Alkoholgehalt von weniger als 0,5 Volumenprozent und einer anderen Rezeptur gebraut.

Alkoholfreies Bier: Die Entwicklung in der Bundesrepublik

Die Nachricht vom „Alkoholfreiem“ aus der DDR erreichte auch die westdeutschen Brauer. Dort kooperierten einige größere Brauereien mit dem Schweizer Hürlimann und vertrieben sein Birell.

1975 konnte die Hümmer-Brauerei aus Dingolshausen bei Schweinfurt als erste ein eigenes alkoholfreies Bier vorstellen. Im gleichen Jahr folgten die Stuttgarter Sanwald-Brauerei mit dem „Pro-Bier” und die St. Martin-Brauerei aus Oberlahnstein mit „St. Martin Fit”.

Diese ersten Versuche gerieten aber schnell ins Vergessen, als 1977 Henninger mit „Gerstel” und 1979 Binding mit „Clausthaler” den westdeutschen Markt eroberten.

In den Jahren 2006 und 2007 erschienen erste Biere mit 0,0 % Alkohol am Markt.

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