Wohl kaum ein regionales Produkt hat die politische Geschichte der DDR so beeinflusst wie „Röstfein”, der Kaffee aus Magdeburg in Sachsen-Anhalt. Und auch nach der Wende gehört das Unternehmen zu einem der wichtigsten deutschen Kaffeeproduzenten. Wir haben auch den Online-Shop getestet.

Ein Besuch bei „Röstfein” in Magdeburg

Ja, ich hatte Vorurteile. 2004 – zehn Jahre München und Dallmayr lagen hinter mir – führte mich eine meiner ersten Reportagereisen für die Zeitschrift „Super Illu” zu Ostdeutschlands bekanntester Kaffee-Marke: „Röstfein.”

Der Weg ging über die A2, vorbei an schier endlosen LKW-Kolonnen und einer eher gleichförmigen Börde-Landschaft, bis hinein nach Magdeburg zum Industriegebiet am Industriehafen. Trübe war dieser Novembertag auch noch. Nichts verband ich in diesem Moment mit Kaffee, dieser tropischen Pflanze, deren Frucht unsere Sinne seit Jahrhunderten so sehr anregt.

Nichts verband ich in diesem Moment mit Kaffee, dieser tropischen Pflanze, deren Frucht unsere Sinne seit Jahrhunderten so sehr anregt.

Patrick Ziob

Doch kaum hatte ich die Autotür geöffnet, empfing mich der Duft von geröstetem Kaffee und ein freundlicher Mann mittleren Alters mit blondem Haar, modischer Brille und ganz viel Leidenschaft: Eike Jens König, seit 2002 Chef von „Röstfein”. Kaum ein Unternehmer hat mich vorher und nachher so beeindruckt wie dieser Anhaltiner mit seiner Passion für Kaffee.

Das DDR-Geheimnis von „Rondo Melange”

Zum Beispiel wenn er von „Ronde Melange” erzählt, der bekanntesten Kaffee-Marke der DDR, die nach der Wende die Sehnsucht der Ostdeutschen nach Westprodukten nicht überlebte und Ende der 90er wiederbelebt wurde. „Das Geheimnis von Rondo Melange sind seine kandierten Kaffeebohnen”, erzählte mir Eike-Jens König damals.

Das Geheimnis von Rondo Melange sind seine kandierten Kaffeebohnen

Eike-Jens König

In der Tat gibt dieser leichte „Zuckerguss” der Kaffee-Marke aus Magdeburg einen unverwechselbaren Geschmack, dem ich bis heute verfallen bin. Ich probiere wirklich viel aus, am Ende aber lande ich immer wieder bei „Rondo Melange”.

Geröstet werden die Bohnen im so genannten Wirbelschichtröstverfahren, was in Deutschland einmalig und das Markenzeichen der Magdeburger ist. 1981 entwickelte Röstfein diese spezielle Art der Verarbeitung von Rohkaffee. Was damals aus der Not mit DDR-Tüftlergeist entstand, ist heute ein Segen. Während des Röstvorgangs werden die Bohnen mit einer Zucker-Wasser-Lösung besprüht und dadurch erhalten sie einen besonders kräftigen und würzigen Geschmack.

Erfolg mit Bio-Kaffee

Und der trifft besonders den der ostdeutschen Verbraucher, die sich seit Mitte der neunziger Jahre wieder auf Produkte zurück besinnen, die schon zu DDR-Zeiten bekannt, beliebt und begehrt waren. „Wir haben dann als erstes das Produkt Rondo Melange wieder zum Leben erweckt, (…) das Produkt wurde ein durchschlagender Erfolg, wir schafften nicht, den Bedarf zu decken, es war wieder Bückware”, erzählte Eike-Jens König 2008 in einem Interview.

Dann kamen nach und nach die anderen DDR-Kaffeemarken , angefangen vom Getreidekaffe „Im Nu“, über den Espresso „Kosta“, „Mokka fix“ oder „Mona.“ – Und inzwischen stellen die Magdeburger auch einen Bio-Kaffee her, der aus kontrolliert ökologischem Anbau stammt und das Öko-Siegel der Europäischen Union trägt.

Die „Röstfein”-Geschichte

Um 1900: Münchner investieren in Magdeburg

Die Röstfein-Firmengeschichte beginnt am 19. Mai 1908. Auf dem heute noch genutzten Betriebsgelände in Magdeburg errichteten die „Kathreiners Malzkaffee-Fabriken“ – damals der Marktführer aus München – Anlagen zur Produktion von Malzkaffee. Bis 1945 wurden im Magdeburger Werk die Malzkaffeesorten „Kneipp Malzkaffee“ und „Linde“ produziert.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Magdeburger Werk enteignet. Die Malzkaffeeproduktion lief weiter. 1947 übernahm schließlich der Verband der Konsumgenossenschaften die Fabrik. Mit den neuen Betreibern begannen auch neue Zeiten für die Rösterei. 1954 wurde erstmals echter Bohnenkaffee geröstet, der im gleichen Jahr unter neuem Markennamen Röstfein auf den Markt kam.

„Jacobs ist die Krönung, aber Rondo ist der Gipfel“

DDR-Werbung

Röstfein in der DDR: Kosta und Kaffeekrise

Röstfein wurde in der DDR zur bekanntesten Kaffee-Dachmarke. In den 1970er Jahren wurden in Magdeburg und den sechs weiteren Röstereien der DDR jährlich etwa 50 000 Tonnen verschiedener Kaffeesorten (u.a. „Rondo”, „Mona”, „Kosta”). Den Spruch „Jacobs ist die Krönung, aber Rondo ist der Gipfel“ kannte in der DDR jedes Kind.

Doch obwohl Kaffee (Mona) mit Preisen von etwa 40 DDR-Mark pro 500 Gramm ein Luxusartikel war, reichte die Menge nicht, um den Bedarf der DDR-Bürger zu decken. Rund 20 Prozent des ostdeutschen Kaffeeverbrauchs sollen damals durch Westpakete gestillt worden sein, so nach der Wende erstellte Studien. Hinzu kamen die Erfahrungen aus der „Kaffeekrise” 1976, als die DDR nicht genügend Valuta hatte, um einen auf dem Weltmarkt explodierenden Kaffeepreis zahlen zu können.

Rund 20 Prozent des ostdeutschen Kaffeeverbrauchs wurden damals durch Westpakete gestillt.

Stefan Wolle, Historiker

Aus dieser Not heraus entwickelte man im Röstfein-Werk Magdeburg 1982 eine besonders sparsame Röstmethode: das Wirbelschicht-Röstverfahren. Dabei wurden die Bohnen nicht mehr wie bislang in der Trommel geröstet, wo stets ein wertvoller Teil verbrannte, sondern schwebend in heißem Wasserdampf.

Die Erfindung trug zur quantitativ besseren Versorgung mit Bohnenkaffee bei und sicherte wenige Jahre später auch das Überleben der Marke.

Nach der Wende: Das Rondo-Comeback

Der Fortbestand nach der Wende sicherte auch der Einstieg von „Tchibo”. Als damals niemand mehr den Ostkaffee wollte, lieferte „Röstfein” mit Hilfe der Röster aus Hamburg trotzdem wieder Kaffee in die Geschäfte zwischen Ostsee und Thüringer Wald, nur nicht in den eigenen Tüten.

1997 dann das große Comeback: Mit „Rondo-Melange” kam eine alte DDR-Kaffeemarke wieder in den Handel , die sofort wie eine Bombe einschlug. In kurzer Zeit war Röstfein aus dem Keller und brachte es auf einen Gewinn von 8,7 Millionen Mark. Heute setzt das Unternehmen 76 Millionen Euro um (2018).

Test: Der Online-Shop von „Röstfein”

Fazit: Vertrauenswürdiger und sorgfältiger Online-Shop

Patrick Ziob
  • Nach der Bestellung im Warenkorb-/Kassenbereich bekommt man eine E-Mail mit den Bankdaten.
  • Es dauerte 24 Stunden bis die Nachricht kam, dass die Ware nun unterwegs sei.
  • Weitere 24 Stunden war das Paket da. Sehr gut verpackt, die Packungen waren unbeschädigt. Rechnung anbei.
  • Plus: Ab einem Bestellwert von 25 Euro ist der Versand kostenfrei
  • Minus: Für Online-Besteller gibt es keine besonderen Rabatte oder Aktionen.
  • Fazit: Vertrauenswürdiger und sorgfältiger Online-Shop
  • Internet-Adresse: https://www.roestfein.de/shop.html