Es gibt nicht mehr viele Dinge, die Ost und West heute noch unterscheiden. In der Senf-Frage aber beharren Bundesrepublik Alt und Neu auf den Grenzen, die das Land damals teilten.
Mein privater Senf-Konflikt
Mit meiner Ost-Familie komme ich ganz gut klar. Wir haben uns arrangiert und akzeptieren unserer unterschiedlichen Erfahrungen und die daraus resultierenden unterschiedlichen Einstellungen zu vielen Fragen des Lebens. Um ehrlich zu sein: Wir haben sehr viel Spaß mit unserem familieninternen Ossiwessiding.
Nur bei einer Sache versteht meine Frau keinen Spaß. Und ich aber auch nicht. Es geht um die Frage, welcher Senf auf dem Tisch stehen darf. Für meine Frau kommt nur der blaue Bautz’ner in Frage (einzige Ausnahme: Tschechen-Senf als Erinnerung an CSSR- und Ungarn-Urlaube), für mich nur der ABB aus Düsseldorf.
Es ist wirklich interessant: Ich glaube, dass 99 Prozent aller Lebensmittel, die als regionale Produkte aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen oder Thüringen hergestellt werden, besser schmecken – und letztlich auch besser sind. Außer der Senf.
Meine armen, mittlerweile über 80 Jahre alten Eltern müssen regelmäßig mit der Straßenbahn in die Düsseldorfer Altstadt fahren, um dort einen Vorratseimer ABB zu kaufen, den sie als Westpaket zu mir nach Radeberg schicken.
ABB gibt es seit 1726 und ist damit die älteste deutsche noch existierende Senfmarke. Aber nur wenige, ausgewählte Feinkostläden verkaufen den Traditionssenf, und es gibt ihn noch zu Wurst und Frikadelle in einigen Düsseldorfer Brauereigaststätten. Den ABB-Senf gibt es ihn mittlerweile auch in diesem Online-Shop.
Meine Frau findet ABB furchtbar, und für mich liegt er geschmacklich Lichtjahre vor ihrem Bautz‘ner Senf. Aber ich gehe nicht so weit wie meine Frau. Ich finde, Senf aus Ostdeutschland kann was, wird immer besser – und vielfältiger. Vor allem die Szene der kleinen Mühlen zwischen Ostsee und Erzgebirge machen Ostdeutschland zu einer feinen Senfregion.
Senf in der DDR: Diese 6 Marken beherrschten Ostdeutschland
Die DDR war in 15 „Bezirke” unterteilt. (Die „Bezirke” sind vergleichbar mit unseren heutigen Bundesländern.) In Wahrheit aber war das Land in sechs Senfregionen unterteilt, die die Geschmacksmentalitäten in Ostdeutschland trennte.
Im Gegensatz zum westdeutschen Produkt war der ostdeutsche Senf eher von blasser Farbe. Das entsprach der natürlichen Farbe der, oft fein gemahlenen, Senfsaaten. In Westdeutschland wird bis heute häufig Kurkuma beigemischt, das den Senf gelber macht.
Im Pro-Kopf-Verbrauch lag und liegt der Osten deutlich vor dem Westen. Zu DDR-Zeiten verspeisten die Bürger zwischen Rügen und Erzgebirge rund 1,4 Kilogramm im Jahr, heute sollen es etwa immerhin noch 1,29 Kilogramm sein. In der alten Bundesrepublik seien es dagegen nur 940 Gramm pro Kopf und Jahr.
Das liegt auch daran, dass Senf in der DDR als Grundnahrungsmittel galt und preislich subventioniert wurde. Was dazu führte, dass Senf bis heute ein wichtiger Bestandteil der ostdeutschen Küche ist.
1.) Der Norden
Im heutigen Mecklenburg-Vorpommern herrschte zu DDR-Zeiten der Tutower Senf. Und ähnlich wie Lübzer Pils oder Rostocker Lehment war der Senf aus der Nähe von Greifswald für viele Ostdeutsche eine Erinnerung, die nach Ostsee- oder Seenplatten-Urlaub schmeckte.
Die Produktion von „Tutower Senf” begann in einer 1946 gegründeten Konservenfabrik, die man umgangssprachlich „Kohlfabrik” nannte. Mit der Verstaatlichung 1974 firmierte sie unter dem Namen „VEB Nordfrucht“. Aber der „Tutower Senf” blieb ein Aushängeschild dieses VEB.
Nach der Wende wurde „Tutower Senf” unter der neuen Marke „Peeneland Konserven“ weiter produziert, aber im Frühjahr 2020 kam das überraschende Aus für den Kultsenf im gelben Plastikbecher mit grünem Deckel. Mittlerweile wurde der Senf wiederbelebt, das können Sie hier nachlesen.
2.) Die Mitte
Berlin, Brandenburg und Teile von Sachsen-Anhalt waren fest in der Hand von „Jütro Senf”. Die Firma – 1911 als Konservenfabrik in Jüterbog, Brandenburg“ gegründet – wurde 1972 verstaatlicht, der Inhaber blieb aber als Kombinatsdirektor an Bord.
Treu blieben aber auch die Kunden der Produkte von Jütro, die zu DDR-Zeiten den Zusatz „VEB Havelland Beelitz – Werk Jüterbog” trugen. Nach der Wende ging die Firma zurück in den Besitz der Gründerfamilie, die das Unternehmen nun in vierter Generation weiterführt. „Jütro” ist heute ein klangvoller Name in der Lebensmittel-Branche.
3.) Thüringen
Das Gebiet des Freistaats (und der südliche Teil von Sachsen-Anhalt) war und ist fest in der Hand von Born Senf. Während man in allen anderen Regionen Ostdeutschlands auch schon mal zu einem anderen Produkt greifen durfte, wenn das Heimische gerade nicht verfügbar war, ist das für einen Thüringer bis heute undenkbar.
Die Senffrage ist hier Glaubensfrage. An den Original Thüringer Roster darf nur Senf von Born. Alles andere würde das kulinarische Kulturgut aus dem Land von Goethe und Schiller entwerten.
Gegründet wurde Born von den Brüdern Wilhelm und Louis Born in Ilversgehoven, einem kleinen Vorort von Erfurt. Aus der „Knochenmehl-, Essig- und Senffabrik nebst Kunstgärtnerei“ wurde schnell ein Deutschlandweit bekanntes Unternehmen.
Auch Born wurde in den siebziger Jahren enteignet und als VEB weitergeführt. Schon damals hieß es wie heute: Drei von vier Thüringern greifen zum Senf aus der Nähe von Erfurt. Und heute – über 30 Jahre nach Wende und Einheit – ist Born Senf immer noch Marktführer in Thüringen.
4.) Die Altenburger Enklave
Wir befinden uns in den 1970er Jahren n. Chr. Ganz Thüringen isst einen Senf? Nein! Ein von unbeugsamen Altenburgern bevölkerter Landstrich hört nicht auf, Altenburger Senf zu essen. So könnte die Geschichte erzählt werden, wäre sie ein Asterix-Comic.
1896 gegründet, dann in der DDR enteignet, entwickelte sich VEB Altenburger Senf, später dann VEB Feinkost Leipzig, zu einer kleinen, feinen Adresse für lukullische Genießer in Ostdeutschland. Ähnlich wie der Tutower Senf war sein Pendant aus Altenburg oft eine geschmackliche Erinnerung an den Thüringen-Urlaub.
Jedenfalls, so wird in Altenburg erzählt, zu DDR-Zeiten gehörte es zum guten Ton, nur das heimische Produkt zu genießen. Der Senf aus Erfurt war tabu.
5.) Der Süden und der Rest der Republik
Mit Abstand der bekannteste DDR-Senf war und ist der Bautz‘ner. In Sachsen die absolute Nummer 1, aber er war auch in den Kaufhallen und Delikats im Rest der Republik begehrte Bückware.
Die Senfherstellung in Bautzen begann mit der kleinen 1866 gegründeten Firma Britze & Söhne. Ab 1953 wurde unter der mittelscharfe Senf (mit dem typischen leichten Meerrettichgeschmack) im VEB Essig- und Senffabrik Bautzen hergestellt. Später umfirmierte man in VEB Lebensmittelbetrieb Bautzen. In den 1970er Jahren zog das Unternehmen von der Bautzner Innenstadt nach Kleinwelka.
Bautz’ner wurde der mit Abstand beliebteste Senf der DDR und ist heute einer der wenigen Ostprodukte, die auch Nummer 1 im vereinten Deutschland werden konnten.
6.) Chemnitz a.k.a Karl-Marx-Stadt
Auch Sachsen hatte – wie Thüringen – seine Enklave. Denn in Karl-Marx-Stadt, wie Chemnitz zu DDR-Zeiten hieß, wurde nahezu still und heimlich der zweiterfolgreichste Senf des Landes hergestellt. Die zwei Sorten von Esina – besonders aber den Scharfen – kannte jeder. Esina, gegründet 1913, ist eine der bekanntesten Marken der DDR, die die Wende und den Neuanfang überlebt haben.
Senf im Osten nach 1989: Tradition, Investition und Mission
Phase 1: Treue zu Marke und Geschmack
Im Grunde kann man die Entwicklung nach der Wende in drei Worten beschreiben: DDR, Develey und Dynamik.
Mit dem Mauerfall mussten sich auch die Hersteller hellgelber Gewürzpasten neu orientieren. Manche machten zu, wie Altenburger, manche gingen an die Alteigentümer zurück, wie Jütro, und manche versuchten erst einmal weiterzumachen, wie Bautz’ner. Denn die Sachsen teilten das Leiden anderer Ostprodukte nicht. Trotz Westkonkurrenz blieben die Ostdeutschen ihrem Senf treu.
Phase 2: Develey steigt ein
Die Zäsur bildet sicher das Jahr 1992. Die Firma Develey aus dem beschaulichen Unterhaching in Oberbayern kauften die sächsische Traditionsmarke.
Die vielen Einwanderer aus dem ostdeutschen Freistaat hatten den Handel im westdeutschen Freistaat dazu gezwungen, auch den Senf mit dem charakteristischen blauen Deckel in ihren Supermärkten anzubieten. So wurde Develey – Erfinder des süßen Senfs (1854) – auf Bautz’ner aufmerksam.
Der Kauf von Bautz’ner war für Develey der Startschuß, die Nummer 1 der deutschen Senfherstellung zu werden. 2001 kauften die Unterhachinger Löwensenf aus Düsseldorf (mit der ersten deutschen Senfmarke ABB), ein Jahr später kamen Österreichs bekannteste Marke Mautner und Born aus Thüringen dazu.
Ganz wertfrei muss man sagen: Ohne das Engagement von Develey wäre das ostdeutsche Senfangebot wahrscheinlich nicht mehr so vielfältig.
Phase 3: Manufakturen und Mühlen mischen den Markt auf
Gleichzeitig zur Konzentration des Marktes entstanden kleine Manufakturen und Mühlen, die die alten Vorherrschaften durchbrachen und es zu lokaler Marktführerschaft – zumindest ideell – brachten. Auch gab es Traditions-Feinkostenhersteller, die sich der Senfherstellung öffneten. Ein Liste finden Sie im unteren Teil des Textes.
Bis heute haben sich aber zwei wesentliche Unterschiede zwischen Senf aus West- und Ostdeutschland erhalten: Senf aus dem Osten ist heller (weniger oder gar kein Zusatz von Kurkuma) und hat einen Hauch von Meerrettich im Abgang.
Die besten Senf-Sorten aus Ostdeutschland
Geschmack ist subjektiv. Auch meiner. Ich liste hier meine Lieblingssenfsorten aus der Region zwischen Ostsee und Erzgebirge auf, die mir am besten schmecken. Was ich aber mit dem Ranking bezwecke: Die Sensibilisierung für große Handwerkskunst, die mehr ist, als das bloße Etikett Ostprodukt.
Platz 1: Pommernsenf Tutower Original von Inselmühle
Nach dem Aus der Traditionsmarke Tutower Senf im Frühjahr 2020 brachte die Inselmühle Usedom ein Jahr später ein Produkt auf den Markt, das mit seinem Namen und auch geschmacklich an das Original erinnert. Der Chef des mecklenburgischen Weinguts Rattey wollte die Marke nicht sterben lassen. Daher nahm er Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern auf, die ihm halfen, den alten Senf neu zu entwickeln.
Herausgekommen ist ein wirklich großartiges regionales Produkt. Pommernsenf Tutower Original ist der beste Senf aus Mecklenburg-Vorpommern.
(Die ganze Geschichte hat der NDR ganz dokumentiert, die Sie HIER in der ARD-Mediathek nachverfolgen können.)
Platz 2: Kosakensenf von Bautz’ner
Jaaaahaaa, auf Platz 2 gleich ein großer Player. Aber: Ich finde, ein in jeder Hinsicht gelungener Senf, der nach richtigem schwarzen Pfeffer schmeckt. Zwar benutzt Bautz’ner wohl nur rund zehn Prozent Senfernte aus der Oberlausitz, weil schlichtweg der Ertrag nicht reicht. (Siehe auch FAQ’s am Ende des Artikels). Aber die kulinarische Komposition macht geringe Regionalität wieder wett.
Kosakensenf von Bautz’ner ist der beste Senf aus Sachsen.
Platz 3: Georgsenf Classic von Senfmühle J. Hündorf
Die größte Schwierigkeit für Senfmüller Jörg Hündorf war einen Bauern zu finden, der noch Senf anbaut. Denn mit dem Zusammenbruch der DDR stiegen die meisten Landwirte aus dem Senfgeschäft aus, weil sie nicht gefördert wurde. Doch der Hallenser hatte Glück. Die für den Georgsenf verwendete gelbe Senfsaat kommt von einem Betrieb aus der nehgelegenen Elsteraue gelegen. Außerdem von den Hohenloher Landwirten, einer Erzeugergemeinschaft bei Schwäbisch Hall.
Ein Senf, der den Gaumen explodieren lässt, fast zu schade für die Wurst. Georgsenf Classic ist der beste Senf aus Sachsen-Anhalt.
Video: Produktion in der Senfmühle J. Hündorf
Platz 4: Köstritzer Schwarzbiersenf von Altenburger
Köstritzer Schwarzbier Senf ist grobgeschroteter, pikanter Senf. Er hat einen leicht malzigen Abgang, der besonders als Ergänzung zum Wurstbrot passt. Herrlich! Die gute Platzierung ist auch meine Verbeugung vor der Lebensleistung von Karl Jungbeck. 1991 kam der gebürtige Bayer als Vertreter nach Thüringen und hörte von der traditionsreichen Geschichte des Altenburger Senf. Mit viel Enthusiasmus, Risikobereitschaft und drei Mitarbeitern aus dem alten VEB baute er die ehrwürdige Marke neu auf. Heute ist Altenburger ein beständiger Gast in den Supermarktregalen Mitteldeutschlands.
Köstritzer Schwarzbiersenf von Altenburger ist der beste Senf aus Thüringen.
Video: Imagefilm Altenburger
Platz 5: Spreewälder Extra Fein von Koals Original
Ein klassischer mittelscharfer Senf mit einem Geschmack, der aus zwei verschiedenen Saatsorten gemacht wird. In der Spreewälder Senfmanufaktur entstehen seit 1946 nach alten und neuen Rezepten scharfe Spezialitäten.
Spreewälder Extra Fein von Koals Original ist damit der beste Senf aus Brandenburg.
Platz 6: Provenzialischer Senf von Born
Paprika, scharfer Knoblauch und Senf. Eine Kombi, die an Südfrankreich denken und ehrlich gesagt auch schmecken lässt. Born blieb ja bis in die 1970er-Jahre in Familienbesitz, bevor es verstaatlicht wurde. Seit 1990 wieder privat geführt, wurde das Unternehmen 2002 an das Unterhachinger Unternehmen Develey verkauft. Bis 1993 wurde Born in Erfurt und Bad Langensalza produziert, dann nur noch in Bad Langensalza. 2016 begann der Bau des neuen Produktionsstandort im Gewerbegebiet Erfurter Kreuz.
Platz 7: Hausmacher Kräutersenf von Essig Schneider
Ich finde ja, am Kräutersenf erkennt man den wahren Mostertmeister. Bei dieser Sorte kann alles schief gehen und das Ergebnis ist dann einfach nur widerlich. Oder: Es entsteht ein genialer Gaumengenuss. So geschehen beim Produkt von Essig Schneider. Die Manufaktur aus Colmnitz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist eine bekannte Traditionsmarke. 1936 in dem kleinen Dorf 30 Kilometer südlich von Dresden gegründet, entkam die Familie durch Beharrlichkeit der Verstaatlichung in der DDR.
Doch auch nach der Wende sah es erst nicht so gut aus. Auf der Webseite werden die Jahre nach dem Mauerfall eindrucksvoll beschrieben: „Auch für den Betrieb eine schwierige Zeit. Großkunden brachen weg, Westprodukte überschwemmten den Markt. Doch man blieb seiner Linie treu. (….) Ein Laden mit einem reichhaltigen Warenangebot wurde eröffnet. 2000 verschiedene Artikel von Obst, Gemüse, Wurst, alkoholischen Getränken bis hin zu Haushaltsartikeln, Holzkohle u. v. m. stehen kaufbereit in den Regalen. Auch der vom Volksmund geprägte Name Essig-Schneider wurde nun offiziell zum Familienlogo.”
Platz 8: Scharfer Boris von der Klosterfelder Senfmühle
Scharfe Mosterts haben es bei gebürtigen Düsseldorfern schwer. Ich finde auch nach 35 Jahren in der Fremde (Niedersachsen, Berlin, Bayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen) hat mich noch kein scharfer Senf dermaßen überzeugt, dass ich ihn als Konkurrenz zum Löwensenf oder ABB zulassen würde.
Der Scharfe Boris aber ist nahe dran. Keine Ahnung, was die Klosterfelder in den Senf mischen oder auch nicht, aber ihnen ist ein großer Wurf gelungen. „Ein urtümlicher Senf, historisch hergestellt nach einem alten russischen Rezept”, schreiben sie ihrer Webseite.
Wenn wir als Kinder einen Schnupfen hatten, gab uns unsere Mutter einen Löffel Löwensenf; wir mussten niesen und der Schleim löste sich. Der Scharfe Boris schmeckt ähnlich und seine Schärfe scheint natürlich.
In seinem sehr netten Text schreiben die Kostlerfelder über ihre Geschichte: „Für unsere Familie kam die Wende erst im Jahre 2000. Vielleicht ein bisschen spät. Dafür aber geschmackvoller, nachhaltiger und würziger. (…) Wir wollten Premium-Senf machen, der gut schmeckt, gut tut und gut ist.
Platz 9: Kremser Art von Bautz’ner
Ein Muss. Auch wenn Bautz’ner damit ein zweites Tal in dieser Liste vorkommt. Der Pikant-Süße aus Sachsen hat mein Faible für bayrische süße Senfe komplett verdrängt. Eine absolut gelungene Geschmackskomposition. Im Übrigen ist er auch der Lieblingssenf von meiner Frau, einer gebürtigen Dresdnerin, die immer wieder sagt: „Wie der Tscheche, wie der Tscheche.”
Platz 10: Der Scharfe von Esina
In der Wertung allein schon aus (N)Ostalgie-Gründen: Der Scharfe von Esina aus Chemnitz. Die Kultmarke punktet mit Kultgeschmack und Kultschärfe. Ein Senf, der beweist, dass es immer noch einen Unterschied zwischen West und Ost gibt. Und dass über 40jähriges Getrenntsein auch das Genussgefühl beieinflusst hat. Bitte probieren.
Senfmühlen, Senfläden und Online-Shops in Ostdeutschland
Wenn Sie Senf kaufen wollen, können Sie die würzigen Leckereien direkt in den kleinen Manufakturen und auch bei den großen Herstellern online bestellen. Oder Sie machen eine regelrechte Senf-Tour, denn es gibt auch in einigen Städten spezielle Senf-Läden. Hier sind die wichtigsten Adressen:
1.) Senfmühlen und Online-Shops in Mecklenburg-Vorpommern
- Senfmühle Schlemmin, Hauptstr. 12, 18320 Schlemmin. Gegründet 2011. Im Online-Shop gibt es 28 Senfsorten.
- Original Bauerngarten Manufaktur, Dr.-Allende-Str. 35, 17379 Ferdinandshof. Gegründet 2004. Im Online-Shop gibt es 16 Senfsorten.
- Inselmühle Usedom, Bäderstraße 9-11, 17406 Usedom. Gegründet 2017. Im Online-Shop gibt es nur Pommernsenf Tutower Original.
2.) Senfmühlen und Online-Shops in Brandenburg
- Klosterfelder Senfmühle, Zerpenschleuser Strasse 34, 16348 Wandlitz. Gegründet 2000. Im Online-Shop gibt es 34 Senfsorten.
- Original Wriezener Senf, Odervorstadt 1, 16269 Wriezen. Gegründet 2004. Senfmüller Sven Durau bietet 31 Sorten, die man über Telefon oder per E-Mail bestellen kann. Infos HIER.
- Spreewälder Steinsenf, Burger-Straße 56, 03096 Werben. Gegründet 2015. Es gibt keinen Online-Shop, aber eine Kasse des Vertrauens.
- Looser Senf, Im Winkel 155, 16259 Neulewin. Gergündet 2007. Es gibt keinen Online-Shop, aber alle Bezugsmöglichkeiten und Infos finden Sie HIER.
- Koal’s Original, Auf den Kaupen, 03222 Lübbenau / Spreewald. Im Online-Shop gibt es 24 Sorten.
- Zimmermanns Senf, Hebewerkstr. 81, 16248 Niederfinow. Gegründet 1998. Hier geht es zum Online-Shop.
3.) Senfmühlen und Online-Shops in Berlin
- SenfSalon, Hagelberger Str. 46, 10965 Berlin-Kreuzberg. Gegründet 2003. Im Online-Shop gibt es 21 Sorten.
Video: SenfSalon in Berlin-Kreuzberg
4.) Senfmühle und Online-Shop in Sachsen-Anhalt
- Senfmühle J. Hündorf, Georgstraße 9, 06108 Halle/Saale. Gegründet 2004. Im Online-Shop gibt es sieben Senfsorten.
- Quedlinburger Senf, Neuer Weg 23, 06484 Quedlinburg. Gegründet 2005. Im Online-Shop gibt es 20 Senfsorten.
5.) Senfmühlen und Online-Shops in Sachsen
- Essig Schneider, Am Bahnhof 2, 01774 Klingenberg OT Colmnitz. Gegründet 1936. Im Online-Shop sind neun Senfsorten erhältlich.
- Bautz’ner. Gegründet 1866. Im Online-Shop gibt es sieben verschiedene Sorten. Bautz’ner betreibt am Fleischmarkt 5 in 02625 Bautzen einen sehr empfehlenswerten Senf-Shop.
- Esina, Gewerbeallee 1,09224 Chemnitz. Gegründet 1913. Die beiden Sorten von Esina können Sie im Shop von Born Feinkost online bestellen.
6.) Senfmühlen und Online-Shops in Thüringen
- Kunst und Senfmühle Kleinhettstedt, Kleinhettstedt 44, 99326 Stadtilm. Gegründet Im Online-Shop gibt es 21 Senfsorten.
- Altenburger. Gegründet 1992. Im Online-Shop gibt es 69 verschiedene Sorten. Altenburger betreibt in der Moritzstraße 1 in 04600 Altenburg einen sehr empfehlenswerten Senf-Shop.
- Born Feinkost. Gegründet 1820. Im Online-Shop gibt es 24 verschiedene Sorten. Born betreibt am Wenigemarkt 11 in 99084 Erfurt einen sehr empfehlenswerten Senf-Shop.
Video: Senf-Shop von Born in der Erfurter Innenstadt
Die zwei wichtigsten Senf-FAQ’s
Senf wurde es bereits in der Bibel erwähnt (Gleichnis vom Senfkorn) und man geht davon aus, dass ihn die Chinesen bereits vor 3000 Jahren kultivierten. Über Ägypten soll er dann nach Europa gekommen sein. Der griechische Arzt Pedanios Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.) beschrieb als erster Europäer die heilende Wirkung von Senf. Das erste Senfrezept notierte Palladius, ein Autor für landwirtschaftliche Standardwerke, im 5. Jahrhundert n. Chr. Fast 400 Jahre später führte Karl der Große den Senfanbau in Deutschland offiziell ein. 1726 gründete Wilhelmus Theodorus Esser in Düsseldorf die erste deutsche Senffabrik. Wenige Monate später kreierte Adam Bernhard Bergrath den Senf, der bis heute seine Initialen als Namen trägt. ABB ist damit die älteste deutsche noch existierende deutsche Senfmarke. Die älteste Firma in Ostdeutschland dürfte Britze und Söhne in Bautzen gewesen sein (gegründet 1866), aus der Bautz’ner Senf hervorging.
Bild: Gleichnis vom Senfkorn.
Hauptsächlich wird Senf heute in Kanada, Finnland, Frankreich, den Niederlanden, aber auch in Deutschland angebaut. Bekannt ist die Erzeugergemeinschaft Oberlausitzer Senfsaat, in der sich 25 Betriebe zusammengeschlossen haben, um Senfkörner an die Bautz’ner Senffabrik nach Kleinwelka zu liefern. Allerdings können die deutschen Bauern nur etwa zehn Prozent des Bedarfs der Hertsteller decken, so dass diese Senfkörner aus dem Ausland importieren müssen. Zu DDR-Zeiten waren die Pflanzen auf den Feldern noch relativ verbreitet. Nach der Wende kümmerte sich dann kaum ein Landwirt mehr den Anbau; er rechnete sich einfach nicht. Der Senf-Anbau erlebt derzeit eine Renaissance, vor allem im Bio-Landbau: Die tief reichenden Wurzeln lockern den Boden auf, so dass er gut durchlüftet wird. Die Pflanze ist relativ anspruchslos auch auf kargen Böden fühlt sie sich wohl, keimt schnell aus und kann als günstiger Gründünger verwendet werden.
Foto: Ein Senffeld
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